Mittwoch, 13. Januar 2021

Zeitenzeug oder Zeug aus Zeiten oder Zeugnis von Zeit

Zeitenzeug oder Zeug aus Zeiten oder Zeugnis von Zeit
Ella Malin Visse 2019
Thermochromie Lack und Fotografie auf Alu- Dibond
20 cm x 20 cm, 
Originale und rekonstruierte Baracken des Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz- Birkenau.

Hier: aufgehängt auf dem Bunkerbeton des Mahnmals in Kiel 

„Zeitenzeug oder Zeug aus Zeiten oder Zeugnis von Zeit“ ist der Versuch einer Darstellung, die den heutigen Umgang mit Erinnerung an historischen Orten der Gräueltaten durch Nazideutschland thematisiert. Gleichzeitig setzt sich die Darstellung mit der historischen Debatte um die deutsche Erinnerungskultur auseinander. Es ist der Versuch, an das Erinnern zu erinnern, das wieder verblasst.

Mit anderen Worten: Die Darstellung des Prozesses von Erinnern und Vergessen in Abhängigkeit zum Vergehen der Zeit wird versucht. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Abstand gewinnen wir zu Ereignissen der Vergangenheit, und desto schwieriger erscheint es uns oft, uns an das Vergangene zu erinnern. Denn mit der Zeit verblassen und verschwimmen die Erinnerungen. Es bleibt das, was im Jetzt ist. So überlagern alltägliche Motive auch an den Orten des Gedenkens die Erinnerung. Das Grauen verschwindet hinter einer idyllischen Landschaft oder der Aneignung eines historischen Ortes zum Beispiel durch ein Graffiti.

Zeitenzeug oder Zeug aus Zeiten oder Zeugnis von Zeit
Ella Malin Visse 2019
Thermochromie Lack und Fotografie auf Alu- Dibond
20 cm x 20 cm 

Aufnahme aus dem Steinbruch des Konzentrations- und Arbeitslagers Plaszów (Stadtteil von Krakau).

Erst durch das Wissen über den historischen Kontext der Orte, an denen sich nun neue Gegenstände und Motive befinden, werden diese "neuen Motive" kontextualisiert. Mit dieser Kontextualisierung geht auch eine Bedeutungs- und Verstehensverschiebung einher, die Wirkkraft ändert sich. Die „neuen Motive“ laden sich mit geschichtlicher Bedeutung auf, womit sie fremd und unpassend wirken können. Der Kontext ist somit von unbedingter und entscheidender Wichtigkeit für die Interpretation der Arbeitsreihe.

In diesem Versuch einer Darstellung des heutigen Umgangs mit Erinnerung muss betont werden, dass es sich hierbei um eine persönliche Auseinandersetzung mit deutscher Sichtweise handelt.

Die Wichtigkeit des sich Erinnerns, um für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen, steht hierbei außer Frage. Es bleibt nach dem Einfluss von Orten der Erinnerung im kollektiven Gedächtnis von Menschen zu fragen. Die Frage, welche Aspekte der vielfältigen Geschichte eines Ortes in welcher Form Erinnerung finden können und sollten, bleibt noch zu beantworten.
 

Helene Baldursson, Andreas Brenne, Sarah Buechel, Nine Gerhard, Ruppe Koselleck, Iwona Sasinska und Ella Malin Visse
Der Flandernbunker - Mahnmal Kilian, e.V.

Im Kontext Ausstellung Konfliktlandschaften - Besuch in Płaszów, die am 27. Januar 2021 um 19 Uhr im Flandernbunker in Kiel eröffnet wird, werden an dieser Stelle Arbeiten und Projekte von sieben Studierenden und Lehrenden aus dem Fach Kunst von der Universtität Osnabrück vorgestellt. Die Arbeiten zeigen Exponate, Skizzen, Projekte und Reflexionen aus einer gemeinsamen Exkursion 2019 mit Historiker:innen in die Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, Monowitz und Plaszow.

Gezeigt wird zunächst der Stand der künstlerischen Beforschungen zum Komplex Auschwitz und Płaszów aus dem IAK - Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften. Diese Arbeiten geben nur den künstlerischen Ausschnitt aus der Gesamtarbeit des IAK wieder, ohne deren Anregung und Diskussion diese Reflektionen nicht entstanden werden.

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