Quadrophile Intervention in Ultramarinaspirinblau Ruppe Koselleck 201 1
Man nehme Kaffee, Zucker und Wasser, appliziere dann mittels eines Pinsels den zubereiteten Saft mit einem sanften Gestus auf vier nebeneinander liegende mattweissgrundierte Leinwände im Formate 8 x 10 cm, halte kurz inne und lasse es wirken.
Hiernach fahre man sich durch sein - falls vorhandenes - Haupthaar und führe denselben Pinsel mit klarem Wasser getränkt in ultramarine Aquarellfarbe und interveniere ebenso bedächtig wie frei assoziativ in den grundbraunsüsslichen Grund mit einigen Klecksen, die sich in dem wässrigen Milieu feingliedrig und sinnig ausbreiten werden.
Jetzt ziehe man eine Aspirin, 400mg plus C zu Rate und kratzt mit einem Opinel 2-3 Messerspitzen feinen Wirkstoffstaub ab.
Ultramarinaspirinalkrater, Ausschnitt
Messerspitzenfeingekratztes Aspirin streue man nun über die nasse Leinwand und erhalte einen ersten ultramarinaspirinen Entwurf für ein opteopathisches Kunstwerk.
Opteopathie II, Aspirinaquarell auf chinesischer Leinwand, Ruppe Koselleck 2011
So oder so ähnlich entstehen aktuell die neuen Arbeiten von Ruppe Koselleck, der in seinem Büro zur feindlichen Übernahme von BP an einer experimentelle Reihe zu opteopathischen Interventionen arbeitet. Eine der opteopathischen Grundannahmen ist es, dass mit den Lichtwellen luminale Wirkstoffe auf die Netzhaut treffen. Seine opteopathischen Forschungen gehen von der Hypothese aus, dass wir über lang vernachlässigte Rezeptoren auf der Netzhaut verfügen, die auf luminale Interventionen pathogen reagieren. Aspirin etwa wirke nicht nur über die stoffliche Aufnahme auf dem Wege des Magen-Darm-Traktes, sondern entfalte in seinen entwickelten cyanosalicylaten Kompositionen oder seinen ultramarinaspirinen Interventionen eine messbare Wirkung auf den Betrachter.
Kosellecks opteopathischen Interventionen operieren an den Grenzen des Sinnlichen Sachschadens, an den wir uns alltäglich gewöhnt haben, so dass wir geneigt sind, diesen weitestgehend zu ignorieren.
Die ebenso klassische wie griechische Optike (οπτικη) wird zur formalästhetischen „Lehre des Sichtbaren“ und legiert sich im Wortsinn mit dem Páthos (πάθος), der mit Leid, Schmerz, Affekt und Gefühlen verbunden ist.
Zweifelhafte und seltene Stilblüten entwickeln sich, die auch vor Kombinationen mit gefundenem Ölschmutz aus Alabama nicht zurückschrecken brauchen.
Unreinweisser Kaugummischwan auf Ölschmutz aus ultramarinaspirinaler Überlegenheitsversuchung, Arbeitstitel, 8 x 10 cm Ruppe Koselleck 2011
Hinsehen und Nachfragen,
Freitags am 3. März 2011 von 17 - 19 Uhr im Berliner Kunstverein, der das permanente Übernahmebüro zu Gast hat.
Lara Lohse
für den Meisterschüler
Und zum Schluss noch ein Ausstellungstipp, der kurz vor Redaktionsschluss als Kunstspam noch eintrudelte:
Johanna Schwarz: aus der Serie "Letzte Worte", 2010
Am Samstag, den 5. März 2011 zeigt Umtrieb 17 Tafelbilder und mehr aus der Serie "Letzte Worte" von Johanna Schwarz. Eröffnung ist 18 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch von der umtriebpresse, das all die bestellen sollten, die es nicht nach Kiel schaffen.
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