Endlich kommt mal Farbe in diese Ausstellung! Ausgerechnet auf dem aufgelassenen Überwasserfriedhof am Schlosspark. Über bemoosten Grabsteinen und -Monumenten hängen in den Zweigen und an Astgabeln der hohen Bäume oder an dazwischen gespannten Drähten die großen farbigen Masken von Hervé Youmbi.
Sie setzen nicht einfach farbige Tupfen ins schattige Grün, sondern beleben das trotz der nahegelegenen Straße still und friedlich wirkende Ambiente mit wild bunten Grimassen. Es sieht aus hier wie auf einer lampionbestückten Gartenparty oder einem Kindergeburtstag mit Gruselmotto. Spätestens dann, wenn man bemerkt, dass diese Maskengesichter nicht nur synkretistisch aus den verschiedensten Kulten und Kulturen zusammengerührt sind, sondern auch immer wieder Variationen der Maske aus der Hollywood-Teenager-Gruselschocker-Filmreihe „Scream“ auftauchen.
Künstlerisch ist das eher unbedeutend und die Themen von Tod, Vergänglichkeit oder Spiritualität streifen diese Masken nur höchst oberflächlich.
Aber man kann natürlich tolle Vokabeln wie „postkolonialistisch“ oder „(pseudo)-animistisches Hybridobjekt“ drankleben, dann werden diese Himmlischen Masken aus Holz, Stoff und Glasperlen ganz etwas Abgehobenes. Tatsächlich, wenn man auf den Text in seiner Skulpturen-App guckt, ist alle Partylaune vorbei, dann ist einem genauso schlecht wie nach dem fünften Aperol -Spritz oder dem zwölften Negerkuss – aber man muss das Geschwurbel ja nicht lesen.
Weniger Afrika - mehr Norwegen, genauer: Munch? |
Sondern kann den Blick vom Handy heben, nach oben, wo die Geister schweben, oder nach unten, auf die pittoresk verwitterten Steine oder den Rhododendron, wo im Schatten eines steinernen Löwen ein Rotkehlchen dabei ist, sein gerade flügge gewordenes Junges zu füttern.
M.R. Heydt
Heydt ist Autor einer von Dr. Stephan Trescher und skeptischen Anteilen der Restredaktion des Der Meisterschüler kuratierten kritschen Reihe über die Skulptur, versteckte 2017
– Hierbei entsteht ein Blogbuch zum Großkunstereignis zwischen Stadt-
und Kunstmarketing. In lockerer Folge werden sich hier verschiedene
Autorinnen und Autoren in Einzelbetrachtungen eine kritische
Bestandsaufnahme über diese erfolg- wie folgenreiche Ausstellung
leisten. Diskurs auch auf FB, mögl..
Link zum Text von Stange - Hinweis unten - siehe anonym.
Link zum Text von Stange - Hinweis unten - siehe anonym.
3 Kommentare:
Zwischen Munch und Afrika - Asien, Salamandern und kolonialer Künstlerhilfe.... eine tolle Arbeit aufgehängt auf einem alten Friedhof. Was soll man sagen? Hingehen! Gruß von Ruppe Koselleck für weitere Bestandteile des DER MEISTERSCHÜLER
Alle scheinen begeistert von den Skulptur Projekten in Münster. Der Kunstkritiker Raimar Stange sieht es anders und belegt das in seinem Beitrag für rhizome.hfbk.net
*Alles beim Alten * Fünf Fragmente zu Skulptur Projekte 2017 (https://rhizome.hfbk.net/posts/20734)
Moin Anonym,
vielen Dank für den Link - werde diesen direkt als kritische Haltung mit bei uns aufnehmen. Die Begeisterung unserer Autoren ist jedoch bei der genaueren Lektüre durchaus gespalten. Sie reicht von trunken positiv (beim Bier) bis zu distanziert böse....
Fragmente und Frakturen über die Projekte erscheinen in sporadischer Regel im DER MEISTERSCHÜLER. Was allerdings begeistert ist in Münster stets die Freude über den Besuch. Hier ist das ALLES BEIM ALTEN durchaus spitze.
Also auf ein Neues
Kommentar veröffentlichen