Freitag, 30. Juni 2017

Voll verharscht

Skulp & Blog -  eine postkryptische Bestandsaufgabe der Skulpturprojekte Münster 2017 mit multiplen Autoren - Gästen und Festen.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts - Foto Stephan Trescher

Heute von: M.R. Heydt über: Ei Arakawa:
Harsh Citation, Harsh Pastoral, Harsh Münster [Grobes Zitat, schroffe Pastorale, ruppiges Münster]

Es begann mit einem Selbstversuch im Dunkeln. Auf offizielle Empfehlung hin begab ich mich nach Einbruch der Dämmerung in die südlichen Outskirts von Münster, noch hinter dem Aasee, da wo es links schon dörflich wird und rechter Hand das platte Land beginnt, mit Feld, Wald und Wiese, um Ei Arakawas sieben harsche Leuchtbilder zu betrachten. Aber statt LED-Anzeige: Fehlanzeige. Die Kunst war geschlossen, außer einem bisschen Small-Talk mit gleichermaßen reingefallenen Besuchern war nix.

Immer noch nichts?!  Foto: Stephan Trescher


Also auf zum nächsten Versuch, wenig später, nun am helllichten Tage: Jetzt waren die Abdeckplanen weg, außerdem eines der Bilder, das ebenso ärgerlicher- wie unerklärlicherweise geklaut worden war, aber siehe da: es machte keinen Unterschied: Wie ich mich auch drehte und wendete, es war beim besten Willen nichts zu erkennen, allerhöchstens, dass manche Lämpchen manchmal leuchteten und andere manchmal nicht. Aber Farben oder Formen, gar konkrete Bilder? Nichts dergleichen.
Immerhin gaben die aufgeständerten Elektrobilder ja auch Geräusche von sich, sogar das gestohlene Exemplar besaß noch seinen Lautsprecher auf der Rückseite. Überhaupt, die Rückseiten: Dort waren dank aufgeklebtem Foto die jeweiligen Vor-Bilder zu sehen, also das, was man grob gepixelt auf der Vorderseite wohl hätte wiedererkennen sollen. Manchmal stand dort auch ein Songtext, wenn man „Song“ nennen möchte, was da im schräbbeligsten Casio-Keyboard-Sound aus den Lautsprechern fiepte, plätscherte und piepste. Im besseren Fall instrumental, im schlimmeren mit neodadaistischem Pseudo-Rap: „ My mama was a painting, speaking artificial tongues / Dadda, that’s a complicated, kinda phallocrazy […] Is this gut feeling?“ 

1:0 für die Bäume Foto: Stephan Trescher


Ja, das ist echt ein gutes Feeling, hier zu sein, im Sonnenschein und dein nicht zu achten, o Schild!

M.R. Heydt
für den DER MEISTERSCHÜLER
Heydt ist Autor einer von Dr. Stephan Trescher und Ruppes skeptischen Anteilen der Restredaktion des Der Meisterschüler kuratierten kritschen Reihe über die Skulptur, versteckte 2017 – Hierbei entsteht ein Blogbuch zum Großkunstereignis zwischen Stadt- und Kunstmarketing. In lockerer Folge werden sich hier verschiedene Autorinnen und Autoren in Einzelbetrachtungen eine kritische Bestandsaufnahme über diese erfolg- wie folgenreiche Ausstellung leisten. Diskurs auch auf FB, mögl..

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Haus Klump, schöne Aufsichten. So meine Erfahrung. Natürlich die Rückseite. Immer. Mit zwei Videos nach Hause. Glück!

Anonym hat gesagt…

Der Kunstkritiker Raimar Stange sieht die Skulptur Projekten in Münster insgesamt anders und belegt das in seinem Beitrag für rhizome.hfbk.net : https://rhizome.hfbk.net/posts/20734

Anonym hat gesagt…

Nach der Wahl fahre ich noch einmal, zum dritten Mal, hin. Am Freitag nämlich, nach der Tagesschau, bei Herbststurm, Dunkelheit und Absenz weiterer störender Teilnehmer. Dann endlich wird mir die Kunst leuchten!

Anonym hat gesagt…

Kein Weg zu weit! Nach der Wahl könnte möglicherweise nur noch die Kunst leuchten...