Freitag, 28. Juli 2017

Glanz in die Hütte! (Choriatiki)

Skulp & Blog -  eine postkryptische Bestandsaufgabe der Skulpturprojekte Münster 2017 mit multiplen Autoren - Gästen und Festen. 
Schicke Kombi: Edelstahl auf wilder Wiese - Foto: Stephan Trescher 2017

M.R. Heydt über Hreinn Friðfinnsson: fourth house of the house project since 1974

Der Isländer mit dem unaussprechlichen Namen, ungefähr so unaussprechlich wie der Vulkan, der vor ein paar Jahren den Flugverkehr zum Erliegen brachte, macht mit seiner Skulptur nicht ganz so viel Effekt und bringt höchstens den Kunstenthusiasmus derjenigen zum Erlahmen, die den jwd gelegenen Park mit Wiese endlich erradelt haben.
Das skizzenhaft edelstählerne Häuschen, das sie dort entdecken, gleicht am ehesten der dreidimensionalen Wiedergabe einer schlichten Zeichnung und ist, wie der Titel stolz verkündet, the fourth house of the house project since 1974. 
Herein? Hinaus! - Foto: Stephan Trescher 2017
Vier Häuser in 43 Jahren, das ist mal eine bewundernswert tiefenentspannte Berufseinstellung. Oder ein Indiz dafür, dass es sich bei dem Werk um ein konzeptuell höchst aufgeladenes Kunstwerk handeln muss – und tatsächlich kann man aus den Zeilen des Katalogtextes mühsam herausklauben, dass es sich hier um eine Spiegelung der Umkehrung der Abstraktion einer Idee eines anderen handelt.
Sieht nicht ganz aus wie das Haus vom Nikolaus, auch nicht so gut wie beispielsweise die Spiegelarchitekturen von Timm Ulrichs oder Dan Graham, mehr wie ein Gewächshausgerüst für die Superreichen, aber doch, ja, wirklich hübsch. Und, wie jedermann sehen kann, „[verwandelt Friðfinnsson] mit dem House Project die Erzählung einer exzentrischen Anomalie in eine pointierte Auseinandersetzung mit den Grenzen des Raums.“ So raunt es uns der Katalog zu. „Es enthält verschiedene Ebenen von Zeit und Natur und ent- wie verhüllt die Mysterien der Welt um uns herum.“ Aber mindestens!
Von jeder Strebe strahlt ein Glanz/ Doch fehlen Wände wie Substanz. Foto: Stephan Trescher 2017
Als Klettergerüst zu eckig und womöglich nicht stabil genug, könnte man mit ein bisschen Folie drum herum sicher noch ein nützliches Gebäude daraus machen und darin Gurken und Tomaten, Zwiebeln und Schafskäse züchten.
M.R. Heydt


M.R. Heydt ist Autor einer von Dr. Stephan Trescher und Ruppes skeptischen Anteilen der Restredaktion des Der Meisterschüler kuratierten kritschen Reihe über die Skulptur, versteckte 2017 – Hierbei entsteht ein Blogbuch zum Großkunstereignis zwischen Stadt- und Kunstmarketing. In lockerer Folge werden sich hier verschiedene Autorinnen und Autoren in Einzelbetrachtungen eine kritische Bestandsaufnahme über diese erfolg- wie folgenreiche Ausstellung leisten. Diskurs auch auf FB, mögl..

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