Montag, 4. Dezember 2017

Neulich am Brenner...

"Brenner" - Detail der Demonstranten vor dem Eingang zum Tunnel, Patrick Borchers 2017

Bernd Luthats Versuch einer Besprechung des bedrohlichen "Brenner" von Patrick Borchers, der akutell im kleinen Haus des Berliner Kunstvereins gezeigt wird.

Borchers zieht und zockt Bilder, Fotos, Pixel aus dem web ab - er klaut aus der Cloud - nach Bedarf oder Bedeutung, nach Fall oder Zufall, nach einem webbasierten Rhytmus tagesaktueller und auf Ewigkeit geronnener Vorläufigkeiten - irgendwo zwischen dem Banalen oder dem Bösen oder beidem.

Er transformiert Pixel, Fotos, Bilder - das Gesichtete wird zum Gezeichneten, der Gezeichnete zum Gesichteten.

Borchers prägt Fotos ab, zeichnet nach und führt einen Prozeß der Metamedialisierung durch - dessen erkennbarer digitaler Genotyp zu einem analogen Phänotypen konvertiert, wenn er wie in dieser Ausstellung erst einmal ausgedruckt im Raum auftaucht.

Weiteres Detail aus "Brenner" - Patrick Borchers 2017
Bilder resp. Pressebilder denken dabei schneller als Texte und erschließen - vorbewußt - und in Sekundenschnelle neue Assoziationsräume.

Ein Bild von einem Boot im Meer würde zur Grundlage einer tränenwässrigen Emotionalisierung, selbst wenn sich herausstellen sollte, daß es in Nordnorwegen aufgenommen wurde und einen etwas überfüllten Ausflug von 27 Flüchtlingen aus Stavanger zu Palmsonntag zeigte.

Doch verlassen wir den Konjunktiv und nähern uns dem Bild "Brenner" an, das Borchers im Kontext des kleinen Hauses vorstellt.

Anfang Februar 2016 macht Österreich  den "Brenner" dicht - und "in den kommenden Wochen sollen auch Nato-Schiffe am Kampf gegen Schlepper im Seegebiet zwischen Griechenland und der Türkei teilnehmen." Das ist der Kontext des "Brenner", den wir mitdenken müssen wenn wir uns der Miniatur nähern.

Oder nachrichtlich und variabel: Die metamedialisierten Personenabbildungen, die Borchers in den Raum stellt, beziehen sich auf die unentschäfte Bombe am selben Ort - zu einem anderen Zeitpunkt?

"Brenner" - Patrick Borchers 2017, Berliner Kunstverein
Ganz gleich - die Polly Pocket als standartisierter und permanenter Ausstellungsbesucher - ebenso wie der echte und analoge Mensch, der die Ausstellung "Brenner" im NoCube sehen kann, wird mit einem mutwillig herbeigeführten, harmlos daherkommenden aber abgrundtief fragwürdigen Assziationsraum konfrontiert, den uns Borchers zeigt.

Das Gesehene und das Geschehene korrelieren frei im fragilen Ausdrucksraum einer ebenso fragilen Welt, heute, am 4. 12. 2017...in Münster oder eben am Brenner selber.

Bis also in Kürze irgendwoanders und immer unterwegs in der Berliner Peripherie,
.....

Herzlich

Bernd Luthat für den
BERLINER KUNSTVEREIN

Der besondere Dank gilt wie immer dem Künstler- Pattrick Borchers, sowie Robert Porth - dem Architekten des The Polly Pocket Museum of Modern Art, Berlin und Creator des einzigen Wechselausstellungsraums des BKVs.

...es fehlen nur noch 8Milliarden578Millionen638Tausend Aktien bis zur Übernahme von BP.
und zuguterletzt und für Freunde der FEINDLICHE ÜBERNAHME VON BP der obligate Hinweis auf die aktuelle Arbeit, unter Berücksichtigung des Kongo, zwei Lastkraftwägen und rohem Öl aus Florida. Hier mitbieten, DANKE.

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