Habe gestern erfahren, daß Iris Keizer verstorben ist und muß den ganzen Tag schon an Sie denken. Unfaßbar viel zu jung und viel zu früh. Mit Iris konnte man quadratmeterweise deutschen mit niederländischen Rasen, Gras und Boden an der Grenze vertauschen, ganze Bäume versetzen und über den unsichtbaren Grenzstein hiefen.
In einer hochvergnüglichen Müllpromenade kehrten wir den aufgelesenen Straßendreck von Glanerbrugg nach Gronau und von Gronau nach Glanerbrugg.
Wir riefen gemeinsam das Euregionale Müllprogramm aus und verbaten mit Aufklebern auf Mülleimern, den Deutschen niederländische Mülltonnen zu benutzen und natürlich den Niederländern die entsprechenden deutschen Tonnen.
Ihr fantastischer Dadaismus war dabei stets von einem tiefen philosophischen und menschenfreundlichen Ernst begleitet, den ich vermissen werde.
Als wir vor elf Jahren euregionale Fördermittel beantragten, um Rettungsringe über dem Mittelmeer abzuwerfen und in den Fußgängerzonen von Enschede über Osnabrück, Hengelo und Münster diese Rettungsringe öffentlich für den Transport nach Afrika vorzubereiten - erhielten unsere Anträge stetige Ablehnung durch die Jurys der EU...sie waren zu früh gestellt und hatten stets das zu-späte selbst in den Fokus genommen. Klar das das nicht durchgehen konnte.
Und wenn ich jetzt an sie denke, so bin ich dankbar, sie kennengelernt zu haben - denn all die gemeinsamen, gestellten Fragen waren immer mehr als formale Ästhetik oder platter Inhalt - sie waren immer mehr als Kunst im Sinne eines Betriebssystems, daß nicht unbedingt zu Freiheit führen muß.
Als wir im vergangenen Jahr überlegten einen gemeinsamen Podcast über das Ende des Ölzeitalters und die Zerschlagung fossiler Konzerne im Projekt taNDem zu realisieren, verpassten wir leider den richtigen Zeitpunkt.
Wo immer Iris jetzt auch ist - ich wünsche ihr dort alles unendlich Gute für diese letzte Reise, wohin auch immer sie geht. Und wenn Böden und Bäume zu versetzen und ganze Gebirge umzudenken oder auf den Kopf zu stellen sind, dann werde ich an Iris denken und das Mögliche mit dem notwendigen Vergnüngen tun.
Ruppe Koselleck
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