Samstag, 5. Juni 2010

Es ist Niederländern verboten, Deutsche Mülltonnen zu benutzen!


Nehmen Sie bitte Ihren Müll mit nach Hause!

Iris Keizer und Ruppe Koselleck entwickelten ein europäisches Müllkonzept, indem die beiden Künstler jeweils Ihr Land zu Lasten des anderen Landes säuberten. In einer Schubkarre sammelten sie den umherfliegenden Bodensatz auf und schütteten dem Nachbarn jeweils exakt an der Landesgrenze einen Batzen hinüber. Dieses durchaus zweifelhafte Müllkonzept traf auf einige Gegenliebe vor Ort. Passanten begleiteten Iris Keizer beim Reinigen des Glanerbrugschen Bürgersteiges...
Als eine weitere von grenswerte losgelöste, künstlerische Intervention in das gemeinsame grenzüberschreitende Leben in der Euregio entwarfen Keizer und Koselleck einen binationalen Aufkleber, der sich jeweils an den Nachbarn und Nutzer fremder Mülltonnen richtet.
Im Namen der Euregio wird es dem Niederländer verboten, Deutsche Mülltonnen zu benutzen. Vielleicht sollte man nicht verschweigen, dass es dem Deutschen in den Niederlanden nicht besser geht.

Man solle seinen Müll gefälligst nach Hause nehmen!
Da Keizer und Koselleck, die beiden Aufkleber in den nächsten Wochen im gesamten euregionalen Gebiet sporadisch verkleben werden, wird es erwartungsgemäß zu einigen Missverständnissen kommen. Kein Verweis auf ein künstlerisches Projekt löst das Rätsel auf, das dem Leser dort entgegentritt, immer wenn er sich etwas Müll im Eimer entledigen will.
Kann man den Logos trauen? Können solche Vorschriften möglich sein? Wie weit geht die Regelwut Europas? Wo hört der Spaß auf und wo fängt die Kunst an?
Fragen die Keizer und Koselleck aufwerfen - deren Beantwortung sie sich entziehen.

Ihr Projekt säht mit einer fast homöopathisch zu nennenden Strategie, Nachdenklichkeit und Streit in der Euregio und überprüft die Intelligenz ihrer Bewohner. Es wird sich herausstellen, inwiefern die Bürger ihren Verwaltungen in der Tat ein solches Verbot zutrauen.

Ein Restkern ökoästhetischen Unbehagens darüber bleibt, wohin wir am Besten mit dem Müll gehen, den wir produzieren.
In Polen wird so manch ein deutscher gelber Sack - als termisches Recycling getarnt - verbrannt.
Und dass europäischer Müll nach Afrika darf, der Afrikaner selbst dafür aber eher nicht (geschweige denn sein Müll).






Keizer und Koselleck verordnen dem euregionalen Grenzgänger und -bewohner eine verwirrende Anweisungsästhetik - ihr Sticker klebt als ein soziales Stück Plastik für eine intelligentere Welt.

Gespannt auf die Reaktionen
verbleibt
Bernd Luthat
für den www.derMeisterschueler.de

Keine Kommentare: