Dienstag, 6. Dezember 2016

Völker, mal keine Signale!

 Cornelius Völker - Malerei aus der Ausstellung ABOUT PAINTING
(Dieses Bild ist nur für den Zeitraum der Ausstellung auf diesen Seiten publiziert.)
von Dr. Stephan Trescher

In der Kunsthalle Münster hängen zur Zeit viele bunte Bilder von Cornelius Völker. Warum man sie dort unbehelligt hängen lassen sollte, sei hier kurz skizziert, dem geneigten Leser zur Warnung, der geschätzten Leserin zur Freude.
„About Painting“ heißt die Schau, die Völker-Gemälde aus den letzten drei Jahren versammelt. Man könnte unterstellen, dass der Titel für die ganz Unbedarften da ist, damit auch sie merken, dass das Motiv dem Maler völlig schnuppe ist und es ihm nur um die Malerei an sich zu tun ist. Man wird aber die Befürchtung nicht los, es könnte sich hier um einen Anfall von Selbstüberschätzung halten, im Sinne von „Ich, Cornelius, zeige Euch mal, was Malerei eigentlich ist.“ Jedenfalls fächert er pfauengleich ein einigermaßen buntes und weit gespreiztes Spektrum an Sujets und Malweisen auf – nur leider haben sie alle herzlich wenig miteinander zu tun, so dass die Ausstellung schon mal in vollkommen disparate Teile zerfällt. Schlimmer noch ist allerdings dieser ober-didaktische Vorführzwang: Alles sieht aus wie aus dem Lehrbuch und ist genauso dröge wie ein solches. Immer mit dem Unterton eines fünfjährigen Kindes, das stolz in die Welt hinauskräht „Guckt mal was ich kann! Sogar freihändig!“. 

Cornelius Völker - Malerei aus der Ausstellung ABOUT PAINTING
(Dieses Bild ist nur für den Zeitraum der Ausstellung auf diesen Seiten publiziert.)
Na klar weiß der Mann, wie er mit Pinsel und Farbe welchen Effekt erzeugt, wann er dick auftragen muss, wo Lichter zu setzen sind, wieviel Genauigkeit im Abbild stecken muss, um der Illusion Genüge zu tun. Aber selten hat man so viel Quadratmeter uninspiriertes Gepinsel auf einem Fleck erlebt, so wenig Herzblut auf einer Leinwand entdecken können und tatsächlich auch so viele schlecht gemalte Bilder. Die Wolken-Gemälde sind eine Abfolge langweiliger Farbskizzen, die Bilder, die Spiegel heißen, führen isolierte Lichteffekte in jeweils einer Farbe vor (aber keine Spiegel), die Klarsichtverpackungen muss man als solche erst mühsam entziffern und die Nähte sind selbst mit dem Titel in der Hand nicht wirklich als solche zu erkennen. Wie überhaupt so vieles ausgedacht aussieht und nicht gesehen – was mit einer so realistischen Grundhaltung schwer vereinbar ist. 

Cornelius Völker, (Marylin ist auch dabei) - Malerei aus der Ausstellung About Painting
(Dieses Bild ist nur für den Zeitraum der Ausstellung auf unseren Seiten angezeigt)


Um das Lamento abzukürzen: Mit der Marilyn von 2014 hängt ein imposant großes und wirklich recht geglücktes Bild in der Ausstellung – ansonsten sehnt man sich nach Völkers Meerschweinchen, Röcken und Pullovern von früher oder nach dem Rundgang durch die Klassenarbeiten seiner Schüler.
Ein Maler ohne Motiv ist ja heute durchaus denkbar – aber ein Maler ohne Motivation ist schlicht ein Graus.

Dr. Stephan Trescher 
für den Der Meisterschüler 

Dieser Gastartikel erscheint in der Rubrik Rezension - wir freuen uns auf wiederkehrende Meerschweinchen, Dispute und Diskussionen - man trifft sich vor Ort in der Kunsthalle Münster am Kreativkai oder überall dort, wo es um K. geht.

1 Kommentar:

Klaus Geigle hat gesagt…

Als Fan der älteren Arbeiten von Cornelius Völker macht sich bei den aktuelleren Werken in der Tat herbe Enttäuschung breit.
Viele Bilder wirken lieb- und lustlos gemalt. (Zeitdruck? Produktionszwang? Hauptsache verkaufen?) Mir fehlt der Witz und die Power der älteren Arbeiten.
Auch motivisch ist dem Maler nicht gerade viel eingefallen. Manche Bilder meine ich sogar noch wenige Tage vor der Eröffnung als Schaufensterdekoration in der Apotheke gesehen zu haben! Und warum eigentlich immer dieses "virtuos gemalt"? Auch wenn diese Behauptung fast gehirnwäschemäßig in Texten, Reden und Artikeln wiederholt wird, darf sie bei einigen Exponaten der aktuellen Ausstellung getrost hinterfragt werden.

Normalerweise würde man eine Ausstellung, die einem nicht gefällt, einfach wieder verlassen, mit den Schultern zucken und sie nicht weiter erwähnen. Aber die Diskrepanz zwischen Anspruch (about painting) und Gezeigtem ist in diesem Fall so frappierend, dass sie verärgert und entsprechende Reaktionen hervorruft.
Insofern: Volle Zustimmung.
Andererseits: Vielleicht sei diesem extrem produktiven Vollblutmaler (das ist jetzt ganz ohne Ironie gemeint) einfach mal eine schlechtere Phase gegönnt?
Man wäre sofort dazu bereit, wenn nur dieser mindestens mißverständliche, latent überhebliche Titel nicht wäre...

lg
Klaus Geigle