Freitag, 12. Februar 2021

Ist Kunst eine körpernahe Dienstleistung*?

LOCK DOWN, NOW! - Performance von US, von Bülow und Koselleck 2021

Diese Frage ist nicht nur eine, die sich mit vormärzlicher Dringlichkeit stellt, sondern, wie so viele in diesen Tagen, eine nach der Distanz.

So scheint es.

Denn ich kann mich der Kunst gegenüber drehen und wenden wie ich will, ihr die kalte Schulter zeigen (mich also gänzlich abwenden, wie das vorzugsweise in ihrem Rückgrat sehr gelenkige, regierende Oberhäupter gerne tun) oder mich ihr zuwenden, näher treten, auf sie einlassen. Wenn ich dann nur noch den notwendigen Mindestabstand einhalte (der je nach äußerer Größe des Werkes von etlichen Metern bis zu wenigen Zentimetern reichen kann), dann ist mein Körper der Kunst nahe, indem er sie mit den Augen, vielleicht auch den Ohren, jedenfalls körpereigenen Sinnesorganen wahrnimmt, sie womöglich gar mit den Fingerspitzen berührt (natürlich nur da, wo es ausdrücklich erwünscht ist, mit Samthandschuhen und bei ausgeschalteter Alarmanlage). In all diesen Fällen lasse ich mich von der Kunst berühren. Schreck lass nach! Birgt das nicht Risiken und Gefahren?

Die viel schwieriger zu beantwortende Frage ist natürlich die, ob der Geist, zu dem die Kunst immer spricht, als Bewohner eines Körpers zu gelten hat, eine geistige Anregung, Konfrontation oder Auseinandersetzung in diesem Sinne also eine körpernahe Erfahrung ist? Damit also Maler und Museumsdirektorinnen körpernahe Dienstleister?
Ich denke doch.
Dann sollten sie auch alle sofort ihre Dienste zum Wohle der Menschheit leisten dürfen – sonst werden die geistig Verarmten, sozial Verelendeten und Eingeschlossenen in diesem Lande sich bald zusammenrotten, laut „Touch me, touch me, touch me“ skandierend die Friseursalons stürmen – und kein gutes Haar mehr lassen an all den bedenklich ins Rollen kommenden Köpfen.


*Die Prostitutionsanalogien des Kunstbetriebes werden von dem Autor an dieser Stelle bewusst beiseitegelassen.
 
und nie vergessen:
supportet den CORONA-PAUSCHALE
Aufruf der Kulturinitiative 21, hier. DANKE.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die treffenden Worte zur Misere. Danke!