Rheinölbrücke mit Alpenblick, Klaus Geigle / Ruppe Koselleck 2021 |
gemeinsam mit anderen Arbeiten von Axel Brandt, Ilka Habrich, Klaus Geigle und Thomas Putze
Zunächst waren da die Alpen in Schnee und in Öl auf Leinwand von Klaus Geigle. Er hatte mir diese mit nach Moers gegeben - mitten in der Corona - um das ausgemalte Bild zu verbessern. Um einen Dialog zu beginnen - das Bild im Ping Pong zwischen uns hin und her zu reichen, auf daß es fertig werde.
Es war der 29. Mai 2020 und ich hatte meine Performance auf dem JazzFestival - gemeinsam mit The Dorf einen veritablen Beethoven zu dekonstuiren - bereits hinter mir, da packte ich mein Zeug beisammen und grübelte über den Sinn und Unsinn des Lebens an und für sich sowie speziell in der Corona.
Mittels Rasierschaum und rohem Öl hatte ich in einer Gastperformance einen Beton Beethoven in einem blackfacing Prozess dekonstruiert.
Und jetzt verklebten meine Hände das Lenkrad meines Autos und ich befand mich auf dem Rückweg von Moers nach Münster, als mir die Alpen des Klaus Geigle einfielen. An der ersten und bestmöglichen Rheinbrücke fuhr ich von der Autobahn ab, positionierte dem Klaus seine Leinwand am Uferweg mit Blick auf Brücke und wartete auf intrigante oder zugewandte Inspirationen zum Bild.
Wer sich also an diesem Tage auf den Uferweg des Rheins nicht weit von Moers begab, sah einen Maler mit Rohöl und groben Pinsel, einen feinen Alpenblick auf einer Staffelei korregieren. Vielleicht war das schon der wichtigste Teil einer Performance, die man niemals wieder wiederholen könnte. Selten sah ich so viele fröhlich grinsende Menschen an mir vorbeipromenieren, und mir einen guten Tag wünschen.
Sichtbar wurden hier größtmögliche Differenzen des Abgebildeten mit der Wirklichkeit - wenn eine flache urbane Rheinwiesenflußlandschaft uns als verschneiter Alpenblick auf einer plainairistisch inszenierten Leinwand präsentiert wird, dann ist etwas mit der Welt und seiner Wahrnehmung nicht in Ordnung.
Dieser Widerspruch aus Alpen und Moers, aus Rohöl und feiner Malerei findet in dieser Arbeit seine Vollendung.
Unsichtbar bleibt allerdings, daß das verwendete Rohöl ein geschichtskontaminiertes Gemisch bildete aus Bitumen vom Baumarkt vermengt mit gefundenem Teer aus Gulfshores Alabama 2010 und Rasierschaum vom JazzFestival, der sich auf dem schneekaltem, lichterfüllten Alpenblick des Klaus Geigle niederließ.
Daß das Öl aus Alabama ein glitschiger Rest von der Deepwater Horizon Katastrophe war - einer Plattform, die nicht weit von New Orleans in einer Explosion ihr letales Ende mit gigantischem Ölteppich gefunden hatte soll an dieser Stelle nur klären, daß alles, was Du auch siehst einer zweiten Ansicht und der stetigen Analyse würdig bleibt.
Soweit so gut - verbleibt mit herzlichen Grüßen an Klaus Geigle
von der Rheinölbrücke mit Alpenblick
...zurück: .-)
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